Stationentheater mit Motiven aus „Wentzingers Traum“
von und mit Theater R.A.B. in enger Zusammenarbeit mit der Stiftungsverwaltung Freiburg
Theater R.A.B. lässt sich im Freiburger Jubiläumsjahr 2020 von einer besonderen Begegnung lokaler Geschichte inspirieren: Die des hochstrebenden Künstlers Johann Christian Wentzingers mit der selbstaufopfernden Bürgermeistertochter Katharina Egg.
Sein Leben begann in der Herrenmühle von Ehrenstetten, durchwanderte Rom, Paris und St. Gallen. Ihr Leben endete unter den Folgen ihres täglichen Einsatzes im Armenspital. Er war ein geschäftstüchtiger Angeber und talentierter Hochstapler, aber ihr beispielhaftes Leben brachte den Wendepunkt in sein Leben. In den letzten Jahren seines Lebens trug Wentzinger wesentlich dazu bei, dass sich die Stadt von der schlimmen Zeit des Krieges, der Zerstörung und Not erholen konnte. Nach ihrem Tod schuf Katarinas Erbe, dank ihres klug formulierten Testaments die Universitätsklinik. Und beide würde zu der bedeutendste Stifter Freiburgs.
Die Inszenierung für das Stadtjubiläum ist eine Weiterentwicklung von Theater R.A.B.s phantastischer Inszenierung „Wentzingers Traum“, dass 2007 im E-Werk Freiburg uraufgeführt wurde. Nun spielt sich diese neue, orts-spezifische Bearbeitung in und vor prägenden historischen Plätzen in der Stadt ab, an denen die beiden Personen tatsächlich agierten – „Haus am schönen Eck“, im Adelhauserkloster, dem Geburtshaus von Katharina Egg, vor dem ehemaligen Armenspitals, in der Nonnengruft, vor dem alten Universitätsgebäude etc..
Das Publikum wird spielerisch von Ort zu Ort geführt und erlebt auch unterwegs vieles: archaische Maskenfiguren erscheinen an unerwarteten Orten, Stimmen aus der Vergangenheit sprechen aus dem Schatten, Szenen lassen Wentzingers Leben traumhaft erahnen.
Ein sechsköpfiges Ensemble erzählt mit Schauspiel, Masken, Musik und Tanz von den Visionen, Träumen und Albträumen dieser zwei Persönlichkeiten.
Die Musikkompositionen von Ro Kuijpers rufen dramatisch die Barockzeit hervor. Musikalische Elemente dieser Epoche sind in einer traumhaften, modernen Klangatmosphäre eingebettet. Choreographisch kommen Elemente des Barocktanzes vor.
Parallel zu dieser Inszenierung wird auch eine spezielle Variante für Kinder entwickelt, um sie auf diese ungewöhnliche Stadtgeschichte spielerisch neugierig zu machen. Diese Kinderaufführungen werden an den Aufführungstagen jeweils morgens angeboten und eigenen sich für Schulklassen.
Zu der R.A.B. Inszenierung „Wentzingers Traum“
Eine Nacht in Freiburg, anno 1767. An diesem Tag wird Katharina Egg beerdigt. Sie hat ihr Leben den Armen gewidmet. Der wohlhabende Künstler Christian Wentzinger hat sich schlafen gelegt, aber seine Gedanken kreisen um den letzten Wunsch von Katharina Egg, sein Leben ebenfalls den Armen zu widmen. Endlich schläft er ein. Er beginnt zu träumen.
In diesen Träumen öffnen sich Zeit und Raum, und Katharina besucht ihn. Ihre Sorgen und Hoffnungen nehmen Gestalt an. Personen und Momente aus ihrem Leben erscheinen. Er – und die Zuschauer – erleben ein traumhaftes Zusammentreffen von gewaltigen Kräften und Ereignissen, die einen Menschen, eine Stadt bis zum heutigen Tag verändert haben.
Die Maskenfiguren von Theater R.A.B. – teils von den Skulpturen Wentzingers inspiriert – verkörpern den Konflikt zwischen dem heiteren Rokoko, der idealistischen Aufklärung und der grausamen Realität. Historische Persönlichkeiten erscheinen, denen das ungleiche Paar in dem phantastischen Traum begegnen: Heinrich Sautier, Voltaire, Freiherr von Sickingen u.a.